Wo komme ich her? Wo gehe ich hin?
Wenn man erst mit fast 14 Jahren mit Dressurunterricht beginnt, könnte man zurecht fragen: Ja bitte, was hat derjenige denn vorher gemacht? Pferde waren natürlich immer irgendwie ein Thema, aber da meine Eltern selbst nie mit Pferden zu tun hatten, hat es alles ein wenig gedauert und erst über Umwege geklappt.
Mit 4 Jahren saß ich im Herbst bei eiskaltem Regen und Wind das erste Mal auf einem Pferd an der Lounge irgendwo draußen auf einem Acker. Die Trainerin war ehemals bei der berittenen Polizei. Als 4-jährige hatte ich natürlich keine Ahnung, was das bedeutet. Der folgende Winter draußen im Sattel bei Frostgraden mit Befehlston untermalt ließ es mich dann erahnen. Im Frühjahr nach einer dieser nasskalten, erfrorenen Sattelstunden im Freien, teilte ich meiner Mutter mit, nun doch den Unterricht beenden zu wollen. Lebende Pferde waren für mich erst einmal 2 Jahre kein Thema mehr und ich widmete mich fortan voll und ganz der Leichtathletik, die mein dort so erfolgreicher Bruder mir wärmstens ans Herz legte.
Ansonsten ist meine Familie väterlicherseits sämtlich dem Segeln verschrieben, während meine Familie mütterlicherseits sowohl Ballett als auch Kampfsport liebt. Einzig meine Tante hatte ein paar Reitstunden in ihrer Kindheit und liebt noch heute Pferde.
Mit 5 Jahren begann ich ziemlich untalentiert Geige zu spielen, die 2,5 Jahre später sinnlos gegen ein Klavier ausgetauscht wurde. Aus dieser Zeit blieb mir eigentlich nur die Liebe zu Musik.
Wesentlich erfolgreicher war ich beim Ballett, das ich 8 Jahre lang 3x in der Woche trainierte. Für meinen Sitz auf dem Pferd waren diese Jahre ganz gut, wie sich im Nachhinein herausstellte.
Doch irgendwie ließen mich Pferde doch nicht los. Mit 6 Jahren fand ich dann einen kleinen Reiterhof, wo ich 2x in der Woche mit Schulpferden im Reiten unterrichtet wurde. Das Training beschränkte sich auf Schritt, Trab, Galopp und die Pflege der Pferde. Meine geliebte alte Stute Ella steht dort noch immer im Offenstall.
Als ich 11 Jahre alt war, brachte ich mir das Einrad fahren mit enorm vielen blauen Flecken und blutigen Schrammen selbst bei. Auch dieses Hobby half mir im Dressurunterricht später, da sich ein gutes Gleichgewichtsgefühl entwickelt hatte.
Um noch besser reiten zu lernen, suchte ich nach weiteren Trainingsmöglichkeiten im Internet und fand eine 1,5h von zu Hause entfernt. Meine Eltern fuhren fortan jedes 2. Wochenende für eine halbe Stunde Training 3h Auto. Bei Csaba Szilágyi bekam ich endlich einen Eindruck, was ich alles nicht konnte und wo ich hinwollte. Aber aufgrund seines Alters musste ich mich nach 1,5 Jahren erneut auf die Suche machen.
So kam ich mit 13 Jahren nach Münchehofe, wo ich anfangs erneut mit Schulpferden unterrichtet wurde. Bald sickerte die Nachricht von einer neuen Dressurtrainerin, die auf den Hof kommen sollte, durch und noch bevor sie da war, hatten wir uns "angemeldet". Wie sich herausstellte, hatte ich unheimlich viel Glück überhaupt aufgenommen zu werden, da üblicherweise Dressur bereits in sehr jungen Jahren unterrichtet wird, wenn man ein bestimmtes Ziel vor Augen hat. Ein halbes Jahr nachdem Kerstin Seyffarth in mein Leben trat, änderte sich mit dem Kauf von Johnny mein Leben um 180°.
Der Rest ist mein Traum! Ich habe die besten Eltern der Welt und die beste Trainerin und die besten Förderer, die man sich überhaupt nur vorstellen kann. Ich bin unter einem sehr glücklichen Stern geboren und hoffe, dass ich immer mit meinen Leistungen zeigen kann, wie dankbar ich für alles bin!